Editorial Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitglieder, viele Menschen hierzulande fragen sich gerade, wie und wovon sie zukünftig ihre Gas- und Stromrechnungen bezahlen sollen. Angesichts der steigenden Inflations- rate und der Kostenexplosion für Energie, aber auch für Lebensmittel grassiert bei zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern die nackte Existenzangst. Die Politik versucht, Mittel und Wege zu finden, um die finanziellen Mehr- belastungen abzufedern. Dies geschieht jedoch (viel zu) oft nach dem Gießkannenprinzip. Aus Sicht der DPVKOM ist das der falsche Ansatz. Wir brauchen vor allem für die Geringverdiener, die vielen Teilzeitkräfte und auch für die jungen Menschen sowie für Rentner und Pensionäre finanzielle und unbürokratische Lösun- gen. So haben wir beispielsweise bei der Politik massiv die Energiekostenpauschale in Höhe von 300 Euro für die Kolleginnen und Kollegen im Ruhestand einge- fordert. Der ursprüngliche Plan, diese von der Einmal- zahlung auszuschließen, war schon ein Gipfel der Unver- schämtheit. Alle, egal ob jung oder alt, ob noch im akti- ven Dienst oder bereits im wohlverdienten Ruhestand, haben mit den gleichen Preissteigerungen zu kämpfen. Jetzt wurde endlich nachgebessert und die Auszahlung erfolgt auch an Rentner und Pensionäre. Außerdem soll es für Arbeitgeber die Möglichkeit geben, bis zu 3 000 Euro steuer- und sozialabgabenfrei an Beschäftigte aus- zuzahlen. Das wäre eine Möglichkeit, die hohen Rech- nungen zahlen zu können, ohne dafür womöglich einen Kredit aufnehmen zu müssen und sich noch weiter finan- ziell zu belasten. Ich fordere hiermit unsere Arbeitgeber Deutsche Post, Deutsche Telekom, Postbank bezie- hungsweise Deutsche Bank und auch die Call-Center- Betreiber auf, von dieser „Soforthilfe“ Gebrauch zu machen und ihren Beschäftigten somit ein Stück Sicher- heit und Wertschätzung entgegenzubringen. Klar ist jedoch, dass diese Sonderzahlung unabhängig von tarif- lichen Lohnsteigerungen und Besoldungserhöhungen erfolgen muss. Die 3 000 Euro zu zahlen und die Löhne bei Tarifrunden nicht zu erhöhen, hätte zur Folge, dass die Arbeit noch weiter entwertet wird. ⁄ OHNE OPPOSITION KEINE DEMOKRATIE Themenwechsel. Im März 2023 wird ein neuer Auf- sichtsrat der Deutschen Post gewählt. Dann bestimmen Delegierte aus dem gesamten Bundesgebiet in Berlin darüber, wer einen Sitz auf der sogenannten Arbeit- nehmerbank des Aufsichtsrates erhält. Zu dieser Auf- sichtsratswahl treten auch Kandidatinnen und Kandida- ten unserer Fachgewerkschaft DPVKOM an. Unser Ziel ist ganz klar: Wir möchten im zukünftigen Aufsichtsrat auf der Arbeitnehmerbank mit einem Mandat vertreten sein. Denn genau wie in der Politik gilt auch bei der unternehmerischen Mitbestimmung: Ohne Opposition keine Demokratie. Kritik, andere Schwerpunkte und ver- schiedene Perspektiven schaffen oft die ausgewogens- ten Lösungen. Deshalb ist auch in der Unternehmens- mitbestimmung eine Opposition, die bestimmte Ent- scheidungen kritisch hinterfragt, die die „Finger in die Wunde legt“ und auch einmal Nein sagt zu Beschlüssen und Entscheidungen, die zulasten der Mitarbeitenden gehen, sehr wichtig. Die Beschäftigten möchten keine Alleinherrschaft, sie lehnen die Klüngelei zwischen Arbeitgeber-/Kapitalseite und der bislang einseitig besetzten Arbeitnehmerbank ab. Sie wollen nicht, dass ihre berechtigten Interessen unter die Räder geraten, wenn im Aufsichtsrat wieder einmal über Ausgliederun- gen von Unternehmensteilen beschlossen wird. Und sie haben es satt, dass höhere Vorstandsvergütungen immer nur abgenickt werden. Das sehr gute Ergebnis der DPVKOM bei den Betriebs- ratswahlen hat gezeigt, dass die Beschäftigten starke und kompetente Interessenvertreter in den Betriebsratsgre- mien haben möchten. Für uns ist dies Ansporn genug, auch für einen Sitz im Aufsichtsrat zu kandidieren. Schließlich werden hier die wichtigen unternehme- rischen Entscheidungen gefällt, die Auswirkungen auf die einzelnen Niederlassungen und damit auch auf das Arbeitsumfeld eines jeden Einzelnen haben. Unser Ziel ist es, auf diese Entscheidungen Einfluss zu nehmen und die Zukunft des Unternehmens Deutsche Post im Sinne ihrer Mitarbeitenden mitzugestalten. Und dafür bitte ich bereits jetzt um Ihre und Eure Unterstützung! Ihre/Eure Christina Dahlhaus M O K V P D : o t o F Christina Dahlhaus Bundesvorsitzende 05-2022 3